„LICHTBLICKE“: Über die Bedeutung einer umfassenden sozial-ökologischen Transformation
Podiumsdiskussion mit Politik, Kirche und Klimaaktivisten
„Das Leben von 33 Millionen Menschen in Pakistan hat sich von heute auf morgen verändert. 1600 Menschen haben ihr Leben verloren. Bei einer Flutkatastrophe, die eine von vielen schlimmen Folgen des Klimawandels ist. Aber: die Menschen Pakistan stoßen jährlich rund 1 Tonne CO2 pro Kopf aus, bei uns in Deutschland sind es jährlich rund 8. Ist es dann nicht eine Frage der Barmherzigkeit, unsere Gewohnheiten zu überdenken?“ Dieser Redebeitrag von Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim (Steinmann-Institut der Universität Bonn und Mitglied bei Extinction Rebellion) erntete im Rahmen der Podiumsdiskussion auf der Veranstaltung „Lichtblicke: Die große Transformation“ am Abend des 26. September lauten, zustimmenden Applaus.
Die Veranstaltung im Domforum wurde vom Stadtdekanat Köln, dem Bildungswerk Köln und dem Erzbistum Köln organisiert und hatte das Ziel, den Raum für einen konstruktiven Austausch zwischen Politik, Kirche und Klimaaktivisten zur Verfügung zu stellen. Als weitere Diskussionspartner der Podiumsdiskussion waren Wuppertals Oberbürgermeister Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Dr. Martin Horstmann (Studienleiter an der Melanchthon Akademie Köln, evangelische Kirche), Dr. Gudula Frieling (Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“) sowie der Umweltbeauftragte im Erzbistum Köln Dr. Christian Weingarten angereist.
Menschen für den Klimaschutz begeistern – aber wie?
Podium und Publikum waren sich einig: was das Aufhalten des Klimawandels angeht, ist es nicht fünf vor, sondern schon weit nach zwölf. Weltweit an einem Strang zu ziehen, sei für das Abwenden der Klimakrise essentiell. Wie aber können Menschen, die keinen Bezug zur Thematik haben, „abgeholt“ werden? Christian Weingarten berichtete vom Projekt BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden (BiCK), das die Gemeinden im Erzbistum Köln dabei unterstützt, Maßnahmen zur Förderung der Biologischen Vielfalt auf ihren Flächen umzusetzen: „Durch den niederschwelligen Zugang des Projektes bekommen viele Menschen erstmal überhaupt wieder einen handfesten Bezug zu unserer Schöpfung“. Froitzheim ergänzte: „Man kann auch einfach selbst als gutes Beispiel vorangehen und damit für Gesprächsstoff sorgen.“ Er selbst sei zu einem Vortrag in Bulgarien 33 Stunden Zug gefahren, anstatt zu fliegen und kam daraufhin mit vielen Menschen ins Gespräch. Ein Wortbeitrag aus dem Publikum machte deutlich, wie wichtig es sei, die Menschen grundsätzlich stärker über den Klimawandel und seine Folgen zu informieren und zog die Parallele zu Corona-Maßnahmen: Wie hätten diese ohne eine ausführliche vorherige Information der Bevölkerung durchgesetzt werden sollen?
Kirche als Motor, Mittler und Mahner
Die Kirche, so Schneidewind in seinem Impulsvortrag, habe bei Aktivitäten rund um den Schutz unserer Erde eine Funktion als Motor, Mittler und Mahner zugleich. Als wichtiger Player in der Gesellschaft könne sie, genau wie Unternehmen, mit gutem Beispiel vorangehen, was die Umsetzung von Maßnahmen angehe. In ihrer Mittlerfunktion habe sie die Möglichkeit, Plattformen zu schaffen und Menschen zusammenzubringen, die sonst keine Berührungspunkte miteinander hätten. Vor allem aber könne der Glaube als „moralischer Kompass dienen, der am humanistischen Kern ansetzt“. Auch Frieling hob hervor: „Wir müssen den Mut haben, aus dem Evangelium heraus Christ zu sein, Solidarität mit anderen zu zeigen und uns für unsere Welt einzusetzen.“